„Die erste Geige spielen“, ist ein bekanntes Sprichwort, das als selbstverständlich in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeflossen ist. Dies hat sicherlich etwas mit der Rolle der Geige in der Musikwelt und der Kulturgeschichte allgemein zu tun und ist beredter Zeuge ihrer großen Bedeutung. Wie hat dieses Instrument eine solche Bedeutung erlangen können?

Erste Geige im Orchester und am Meer

Ein Grund dafür ist sicher die klassische Musik. In den Orchestern dieser Welt ist die Violine, die wir auch als Geige kennen, das führende Instrument, spielt also „die erste Geige“. Durch ihren unverwechselbar klaren, reinen Klang ist sie fast zu einer Art Synonym für klassische Instrumente geworden. Fragt man einen Menschen nach Instrumenten, so wird die Violine mit Sicherheit genannt. Nahezu jeder namhafte Komponist hat Musik für die Violine geschrieben, ob Sonaten, Konzerte oder Solostücke, die Geige wurde von Bach verehrt, ebenso wie von Vivaldi, Mozart oder Beethoven. Sie soll magische Wirkung entfaltet haben, als der Teufelsgeiger Nicolo Paganini auf ihr seine atemberaubenden Stücke gespielt hat. Und im Mittelmeerraum ist die Geige der Inbegriff des Romantischen und der Klang zu dem sich Liebende treffen oder tanzen. Wer hat noch nicht in einem Café in Italien einen Geiger gehört, der eine Opernarie gespielt hat? Auch zum ausgelassenen Volkstanz spielt die Geige auf oder in der Popmusik und dem Jazz, wo sie seit Jahrzehnten von vielen Künstlern eingebunden wird.

Doch egal wo man sie hört, entfaltet sie ihre Wirkung. Sie kann ausgelassen und fröhlich klingen, genauso wie sie melancholisch und ernst erzählen kann. Dies hängt mit den verschiedenen Spieltechniken zusammen. Die am gängigste ist das Streichen durch den Geigenbogen, mit dem gleichmäßig über die vier Saiten gestrichen wird. Hierbei entfaltet die Violine den so bekannten weichen und harmonischen Klang, den kein anderes Instrument auch nur annähernd erzeugen kann. Dabei entsteht ein eine Atmosphäre von Ruhe und Gelassenheit, in der die weiten und ruhigen Melodiebögen erklingen. Einen ganz anderen Charakter zeigt die Violine, wenn der Bogen mit kurzen und heftigen Bewegungen über die Saiten fährt. Dann klingt sie hart und grell. Ein weiterer Effekt ist das Glissando. Glissando bedeutet „gleitend“ und beschreibt einen Klang, bei dem die Finger der linken Hand über die Saiten nach oben oder nach unten gleiten. Mit diesem Effekt kann die Geige eine weite Bandbreite von Gefühlen darstellen, die bis zu Albernheit führen kann. Fast gegenteilig dazu ist der Pizzicato-Effekt, bei dem die Saiten mit den Fingern der rechten Hand kurz gezupft werden.

Vielseitigkeit der Violine ist also in der Tat groß und beeindruckend. Vor allem weil sie in diesem kleinen Instrument schlummert, das am Hals gespielt wird und kaum größer ist als ein Arm.

Bau und Aussehen der Violine

Die Violine ist wie das Cello und die Viola aus einem Korpus und einem Hals gebaut. Der Korpus besteht aus Boden, Decke und Zargen. Auf der Decke werden die vier Saiten am Steg und Saitenhalter befestigt und laufen über den am oberen Ende des Korpus befestigten Hals mit einem bündelosen Griffbrett bis zum Kopf, wo sie von den Wirbeln gehalten werden. Sie sind in den Quinten g-d1-a1-e1 gestimmt.

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Antonio Stradivari in einem zeitgenössischen Bildnis. Quelle: Frédéric Désiré Hillemacher – Gallica, Gemeinfrei/Wikimedia

Die Decke weist zwei S-förmige Schalllöcher auf und besteht aus Fichtenholz, während Boden und Zargen aus Ahornholz gebaut sind. Boden wie auch Decke sind leicht gewölbt und werden meist aus zwei Teilen in der Länge hälftig zusammengesetzt. Wichtig ist der Lack, der das Instrument nicht nur vor Feuchtigkeit schützt, sondern auch den Klang beeinflusst. Der berühmte italisnische Geigenbauer Antonio Giacomo Stradivari hat penibelst darauf geachtet, wie die Hölzer seiner Instrumente lackiert wurden und anschließend getrocknet. Er lebte von 1648-1737 in Cremona, wo er neben Violinen und Bratschen auch Celli und einige Gitarren baute.

Der Bau einer Violine erfordert höchste Präzision und ihre Konstrukteure sind wie bei kaum einem anderen Instrument in das kollektive Gedächtnis der Musikwelt eingegangen. Namen wie eben Stradivari oder Guaneri sind weithin bekannt und stehen für Instrumentenbau auf dem höchstmöglichen Niveau. Violinen von Stradivari erzielen heute auf Auktionen höchste Preise, die nicht selten in Millionenbeträge reichen. Seine Instrumente setzen bis heute die Maßstäbe im Klang und Präzision. Trotz modernster Technik ist man heute nicht in der Lage, den Klang ihrer Instrumente zu erreichen. Die Entwicklung der Violine begann schon im Mittelalter, wo fahrende Musikanten auf der Fidel, einer ihrer Vorformen, Volkstänze und Lieder zum Besten gaben. Sie gehört wie auch die Viola, das Cello und der Kontrabass zu der Familie der Viola da braccio. Ihre heutige Form wurde ab 1560 typisch und von dem Geigenbauer Gasparo da Salo eingeführt.

Literatur für Violine

Musik für Violine gibt es so viel, das es schwierig ist einen Weg durch die Fülle der Kompositionen zu finden. Denn sie ist ja auch in symphonischen Werken, Opernmusik, Sonaten und vielen anderen Gattungen enthalten. Deswegen seien hier einige herausragende Werke genannt wie etwa die Violinkonzerte Nr.1-3 von J.S. Bach, das Violinkonzert von Beethoven, das Violinkonzert von Mendelssohn op.64 oder Mozarts Violinkonzerte. Natürlich Sind hier auch die Solostücke für Violine von Nicolo Paganini zu nennen und die vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi.

Im 20. Jahrhundert hat die Violine auch ihren Weg in die Pop-Rockmusik gefunden und es sind Crossover Projekte entstanden wie das Mahavishnu Orchestra im Fusionrock mit dem Violinisten Jean-Luc Ponty oder die Einspielungen des Briten Nigel Kennedy, der Songs von Jimi Hendrix oder den Doors gespielt und die Geige mit elektronischen Effekten verfremdet hat.

Bildquelle Beitragsbild: Pexels/ Canva Design

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